ODEC Parlamentariertreffen in Bern

Web Parl 2019

An unserem Treffen vom 5. Juni 2019 mit verschiedensten Parlamentariern konnten wir die wichtige Rolle der Diplomierten HF (Höhere Fachschulen) für die Gesellschaft aufzeigen und deren Schlüsselfunktion in der Umsetzung der Digitalisierung in der Wirtschaft präsentieren. In der Schweiz verwenden schätzungsweise 200'000 Fach- und Führungskräfte den Titel „Dipl. HF“. Also durchaus ein Thema, dessen sich Politikerinnen und Politiker annehmen sollten. Dieses Treffen hat sechs Parlamentarier dazu veranlasst, Statements in Form von Videobotschaften zu hinterlassen - allesamt einem Aufruf gleich, die HF-Stufe besser wertzuschätzen.

 

Sechs Parlamentarier haben ein Statement zum HF-Bereich in Form von Videobotschaften hinterlassen:
Aus den Ständerat: Hans Stöckli SP / BE
Aus dem Nationalrat: Diana Gutjahr SVP / TG, Nik Gugger EVP / ZH, Philipp Kutter CVP / ZH, Marco Romano CVP / TI, Adrian Wüthrich SP / BE

Was zurzeit die Welt und im speziellen Europa bewegt, ist die gesellschaftliche Veränderung. Wie die verschiedenen Wahlen in Europa aufgezeigt haben, hat diese Veränderung innert kürzester Zeit einen radikalen Wandel in der Politik herbeigeführt. Diese Bewegungen haben sehr viel mit der Perspektive der Menschen und im gesamten der Gesellschaft zu tun.

An unserem Parlamentarieranlass zeigten wir die Wichtigkeit der HF-Diplomierten für die Gesellschaft auf.

Ein Blickwinkel dem leider oft nur wenig Beachtung geschenkt wird. Wir halten unser Bildungssystem für selbstverständlich, erst ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt all die Vorzüge unseres Systems: In den meisten Ländern weltweit besteht das Bildungssystem vereinfacht ausgedrückt aus zwei Bereichen: einerseits aus der Bildung der bis 20 Jährigen mit einer Anlehre, Berufslehre, etc., und andererseits aus der Hochschulbildung. Wer sich nicht von Anfang an (15 - 18 Jahre alt) auf die Hochschulbildung fokussiert, hat schlechte Karten für die Zukunft. In vielen Ländern führt dies zu einer sehr hohen Hochschulabgängerquote, welche jedoch die Wirtschaft nicht braucht und entsprechend die Arbeitslosigkeit junger Menschen schürt und in anderen Ländern wird die Kluft zwischen Arm und Reich durch die Trennung dieser Bereiche immer grösser. Dieses System mit der einzigen schulischen Perspektive „Hochschulbildung“ lässt die Unzufriedenheit in der Gesellschaft wachsen. Menschen möchten sich entwickeln und weiterbilden, möchten einen anderen Weg beschreiten, ausbrechen, aber dabei auch Sicherheit haben.

Im Bereich der Bildung ist diese Entwicklung in der Schweiz und in wenig anderen Ländern durch die Abschlüsse der Höheren Berufsbildung nebst den Hochschulabschlüssen gegeben. Rund 110’000 Jugendliche schliessen jährlich mit einem Sekundarstufe ll Abschluss ab, davon rund 50 Prozent ohne eine berufliche oder gymnasiale Matura. Der Entscheid für einen Abschluss mit Matura muss mehrheitlich im Alter von 15 - 16 Jahren durch Eigen- oder Fremdmotivation getroffen werden. Den 50 Prozent ohne Maturitätsabschluss steht in der Schweiz eine wichtige Perspektive zur Verfügung: Die Höhere Berufsbildung mit den Abschlüssen “Dipl. HF” der Höheren Fachschulen (eher Generalisten in ihrem Fachgebiet) und den Prüfungsabschlüssen mit eidg. Fachausweisen und Diplomen. Für viele 19 bis 20 Jährige ist nach der Sekundarbildung ll die Zeit gekommen, einen Zwischenstopp in der weiteren formalen Ausbildung einzulegen. Oft kommt die Zeit für eine weitere Ausbildung erst nach dem Alter von 24 Jahren wieder. Dass es den Abschluss zum Dipl. HF gibt, fördert die eigene persönliche Entwicklung und unterstützt die Zufriedenheit in der Gesellschaft stark. Eine Karriere ist in unserem Bildungssystem jederzeit möglich, auch ohne Matura und, einer ungleichen Gesellschaft wird entgegengehalten, es gibt keinen Graben zwischen Arm und Reich.

Dass die Stufe HF eine wichtige Rolle in der schweizerischen Bildung und in der Wirtschaft hat, zeigte das Parlament mit der Annahme der Motionen, welche die Stärkung der Stufe HF fordern. Der Titel “Dipl HF“ ist für alle ohne Maturaabschluss eine optimale Option um sich weiterzubilden. Für die Perspektive der Höheren Berufsbildung stehen seitens öffentlicher Hand rund CHF 480 Millionen bereit, vergleichsweise bescheiden gegenüber den Hochschulen mit CHF 11’000 Millionen (über 22x mehr).

Fazit:

  • Basis für ein sozialer und gesellschaftlicher Frieden ist die Berufslehre. 65% aller Jugendlichen in der Schweiz entscheiden sich dafür.
  • Die Höhere Berufsbildung dient der eigenen schulischen und beruflichen Entwicklung.
  • Diplomierte HF als Perspektive: mit diesem Abschluss stehen alle Türen für eine weitere Entwicklung offen.

Schlüsselfunktion der HF-Diplomierten in der Umsetzung der Digitalisierung in der Wirtschaft

Der Megatrend Digitalisierung ist ein Dauerthema, das immer mehr Fahrt aufnimmt. Fakt ist, die Digitalisierung kommt auf uns zu, ob wir es wollen oder nicht, dies gleichzeitig und weltweit. Sie wird Geschäftsmodelle, Arbeitsformen und Tätigkeiten verändern und stellt damit neue Anforderungen an Unternehmen und Arbeitnehmende. Unsere Gesellschaft wird sich entsprechend verändern. Was aus unserer Gesellschaft wird, ist offen und nur mehr oder weniger steuerbar, abhängig davon, ob die Veränderungen Vertrauen und Akzeptanz oder Misstrauen schaffen.

Um als Land, Wirtschaft und Gesellschaft optimal von der Digitalisierung profitieren zu können, müssen die drei Prozessschritte “Entwicklung”, “Umsetzung” und “Anwendung” richtig ausgeführt werden. Denn nur wenn die Anwender einen Sinn in einer neuen Entwicklung sehen, wird sie erfolgreich. Die Entwickler generieren Ideen und Potenziale, meist noch auf einer abstrakten Ebene, welche für die Anwender, beispielsweise Kunden oder Mitarbeiter, nicht brauchbar sind. Sie sind zu kompliziert und ergeben (noch) keinen Sinn. Hier kommen die Umsetzer zum Zuge. Sie müssen das entwickelte Produkt oder die Ideen so anpassen, damit die Anwender darin einen Sinn erkennen. In diesen drei Prozessen sind vor allem in der “Umsetzung” viele Diplomierte HF involviert oder verantwortlich und nehmen damit eine Schlüsselfunktion bei der Umsetzung der Digitalisierung in der Wirtschaft ein.

Die HF-Diplomierten braucht es für die:

  • Zufriedenheit der Gesellschaft
  • Umsetzung der Digitalisierung

Den ODEC-Anlass mit unseren Parlamentariern erachten wir als vollen Erfolg. Unsere Ausführungen stiessen auf grosses Interesse und öffneten neue Türen. Ein Danke von Mirko Ganarin, ODEC Zentralpräsident.