Vorteile der Höheren Berufsbildung

Theorie Praxis

Über 60’000 Personen, die laufend in einer Ausbildung der Höheren Berufsbildung sind, setzen sich einer persönlichen Mehrbelastung durch den Aufwand aus Schule und Arbeit aus. Damit bringen sie allerdings der Wirtschaft bereits während des Studiums einen grossen Nutzen und somit einen einschneidenden Mehrwert.

Von Kay Uehlinger

Wissen und Bildung – darauf baut die Schweiz auf. Dadurch haben wir einen hohen Lebensstandard und eine vergleichsweise tiefe Arbeitslosigkeit. Eine laufende Höherqualifizierung der Fachkräfte zur Tertiärbildung ist in vielen Bereichen gefordert.

Personen, die einen Abschluss der Höheren Berufsbildung (HBB) ansteuern, weisen bereits einige Jahre Berufserfahrung auf, bleiben im Arbeitsprozess und haben bereits während des Studiums einen grossen wirtschaftlichen Nutzen durch den laufenden Transfer von neuem Wissen in die tägliche Arbeit. Durch das in der Regel berufsbegleitende Studium belasten sie den Fachkräftemangel nur punktuell. Dies ist ein markanter Unterschied zum mehrheitlichen Vollzeitstudium an Hochschulen, an welchen Studierende ab 23-jährig mit einem Bachelor in das Berufsleben einsteigen oder im Alter ab 25 Jahren bei einem Master.

Auszug aus dem Bericht des Bundesamtes für Statistik (BFS) zur Ausbildungssituation in der Höheren Berufsbildung¹:

Grafik BFS DE

Ausbildungen der HBB gehen in der Regel mit einer Erwerbstätigkeit einher. Dies führt phasenweise zu einer Mehrbelastung, hat aber häufig auch eine finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber zur Folge.

Durchschnittlich investieren Kandidatinnen und Kandidaten der Höheren Berufsbildung für ihre Ausbildung zwischen 14 und 25 Stunden in der Woche (Kursphase). Die durchschnittlich investierte Zeit ist am tiefsten bei den Personen, die einen eidgenössischen Fachausweis machen, und am höchsten, wenn ein Diplom an einer Höheren Fachschule angestrebt wird.

Die Phasen der Abschlussarbeit und der Prüfungsvorbereitung erfordern in allen Abschlussarten mehr Zeitaufwand als die reine Ausbildungsphase. Während die Kandidatinnen und Kandidaten für einen eidgenössischen Fachausweis und ein eidgenössisches Diplom am meisten Zeit in die Vorbereitungen für die Abschlussprüfung investieren (20 bzw. 25 Stunden pro Woche), wenden die Kandidatinnen und Kandidaten für ein Diplom der Höheren Fachschule die meiste Zeit für die Erstellung der Abschlussarbeit auf (29 Stunden pro Woche).

Von den angestellten Kandidatinnen und Kandidaten werden der Grossteil von Arbeitgebern unterstützt. Dabei ist
der Anteil der finanziell unterstützten Personen bei den eidgenössischen Prüfungen höher als bei Personen, die ein Diplom einer Höheren Fachschule anstreben. 41% der Arbeitgeber der angestellten Kandidatinnen und Kandidaten für einen eidgenössischen Fachausweis und 48% für ein eidgenössisches Diplom übernahmen zumindest teilweise deren Ausbildungskosten. Bei den Höheren Fachschulen erhielten mit 31% weniger Kandidatinnen und Kandidaten finanzielle Unterstützung von einem Arbeitgeber als bei eidgenössischen Fachausweisen und eidgenössischen Diplomen.

Ausbildungen der Höheren Berufsbildung sind sinnvoll

Der Bericht betrifft jährlich rund 60’000 Personen, die sich in einer Ausbildung der Höheren Berufsbildung befinden. Davon absolviert über die Hälfte ein HF-Studium. Trotz der hohen Beanspruchung durch das Studium sind die Studierenden während ihrer Ausbildung durchschnittlich zu 80 Prozent angestellt. Ein berufsbegleitendes HF-Studium setzt mindestens eine Anstellung von 50 Prozent voraus.

Ein Mix, der den Studierenden viel abverlangt und sie laufend um die eigene Freizeit bringt. Es ist ein Modell, welches in der heutigen Gesellschaft mit dem Wunsch nach viel Freizeit und Freiheit nicht selbstverständlich ist. Das Studium führt zu einer persönlichen Mehrbelastung, hat aber verschiedene positive Einflüsse für die Wirtschaft.

Durch das Teilzeitstudium bleiben die Studierenden dem Arbeitsmarkt und somit der Wirtschaft erhalten. Sie wirken durch die Anstellung in einer Firma dem Fachkräftemangel direkt entgegen. Zudem profitieren sie davon, das im Studium Gelernte gleich in die Praxis umsetzen zu können. Dabei kann auch der Arbeitgeber von einer gesteigerten Effektivität und Produktivität profitieren. Der enge Bezug zu den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ist schliesslich eine Stärke der Höheren Berufsbildung.

Das sind mitunter Gründe, die Höhere Berufsbildung, insbesondere auch die Bekanntheit und Wertschätzung des HF-Titels, in der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik weiter zu fördern.

 

¹www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bildung-wissenschaft/personen-ausbildung/tertiaerstufe-hoehere-berufsbildung/ausbildungsbedingung.html