Die Rolle der Unternehmen in der digitalen Bildungsrevolution
Die Transformation des Arbeitsmarktes durch die Digitalisierung erhöht die Bedeutung der kontinuierlichen Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte. So wird generative künstliche Intelligenz die Anforderungen an die Erwerbsbevölkerung signifikant verändern. Unsere letzte Kolumne hat die Notwendigkeit einer Anpassung der Kompetenzen von Studierenden und Diplomierten HF an die digitalisierte Arbeitswelt aufgezeigt. In diesem Kontext gewinnt die Unterstützung durch die Arbeitgebenden an digitalisierungsbedingte Aus- und Weiterbildungen eine entscheidende Bedeutung. Deshalb beleuchtet diese Kolumne die Rolle der Unternehmen an digitalisierungsbedingte Aus- und Weiterbildungen.
Von Thomas Bolli & Filippo Pusterla*
In der Schweiz beteiligen sich die Unternehmen an der Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden, insbesondere bei denjenigen mit höherem Bildungsstand. Dabei streben Unternehmen danach, ihre Mitarbeitenden mit den erforderlichen Kompetenzen auszustatten, vor allem in Bereichen, die einem raschen Wandel unterworfen sind, wie die digitalen Technologien. Der vorliegende Beitrag stützt sich auf die Antworten der Studierenden und Absolvierenden HF einer im Frühjahr 2023 durchgeführten Umfrage zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Aus- und Weiterbildungsbedürfnisse, um die Unterstützung der Unternehmen in diesem Bereich genau zu ermitteln.
Umfassende Beteiligung der Unternehmen
Abbildung 1 zeigt eine erhebliche Beteiligung von Unternehmen an digitalisierungsbedingten Weiterbildungen. Die Unterstützung umfasst sowohl finanzielle als auch zeitliche Ressourcen. Die Beteiligung ist am höchsten für sektor- und berufsspezifische Themen wie Sprachen, Finanzen und Verkauf. Daneben erstreckt sich diese Unterstützung über eine Vielzahl von Themen der Digitalisierung und betrifft neben IT-bezogenen Themen auch Soft-Skills-bezogene Themen wie Kaderkurse oder Persönlichkeitsbildung¹. Aus Abbildung 1 geht auch hervor, dass die finanzielle Beteiligung der Arbeitgebenden etwas höher ist als die zeitliche Beteiligung. Dies trifft auf alle drei Themenfelder zu.
Diese umfassende Beteiligung unterstreicht ein klares Bekenntnis der Unternehmen zur Förderung des lebenslangen Lernens. Indem sie in Aus- und Weiterbildung investieren, stärken Unternehmen ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft.
Stärkere zeitliche Unterstützung für Präsenzformate
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt der Unterstützungsleistungen betrifft die Form der Bildungsangebote. Digitale Lernformate haben Vorteile bezüglich Flexibilität und Skalierbarkeit. Abbildung 2 zeigt, dass die finanzielle Arbeitgeberbeteiligung unabhängig von der Form der Aus- und Weiterbildung ist. Hingegen steigt die Arbeitgeberbeteiligung mit zunehmendem Präsenzanteil.
Dies könnte bedeuten, dass Unternehmen eine Vorliebe für die zeitliche Unterstützung von Präsenzformaten haben. Dies könnte darauf hinweisen, dass Arbeitgebende den zusätzlichen Wert erkennen, der durch direkte Interaktion und Netzwerkbildung in einem physischen Lernumfeld entsteht. Diese Vorliebe für Präsenzformate könnte auch eine Reaktion auf die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeitenden sein, die in der physischen Zusammenkunft und dem direkten Austausch mit Dozierenden und Mitlernenden einen wichtigen Aspekt ihrer Lernerfahrung sehen. Alternativ könnten Unternehmen auch eher bereit sein, Zeit für Präsenzveranstaltungen zur Verfügung zu stellen, da sie mehr Sicherheit und Kontrolle haben, dass diese auch tatsächlich von den Mitarbeitenden besucht werden.
Regionale Unterschiede in der finanziellen Unterstützung
Die Analyse zeigt zudem aufschlussreiche regionale Unterschiede in der Unterstützung durch die Arbeitgebenden. Besonders auffällig in Abbildung 3 ist, dass für Unternehmen in der Deutschschweiz die finanzielle Unterstützung höher ist als die zeitliche. Hingegen beteiligen sich Unternehmen in der lateinischen Schweiz finanziell und zeitlich in einem ähnlichen Ausmass. Diese Differenz könnte auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen sein, darunter wirtschaftliche Unterschiede, unterschiedliche Bildungspolitiken oder spezifische Bedürfnisse der Arbeitsmärkte in den verschiedenen Sprachregionen.
Zusammenfassung
Die Ergebnisse dieser Untersuchung verdeutlichen die zentrale Rolle, die Unternehmen in der Förderung der digitalisierungsbedingten Kompetenzentwicklung spielen. Indem sie die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden aktiv fördern, leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der notwendigen Kompetenzen für die digitale Arbeitswelt. Diese Unterstützung ist sowohl ein Zeichen für die Wertschätzung der Mitarbeitenden als auch eine Investition in die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft der Unternehmen.
Die breite und themenübergreifende Unterstützung der Unternehmen spiegelt die Vielschichtigkeit der Kompetenzen wider, die in der modernen Arbeitswelt erforderlich ist. Von technischen Fähigkeiten in der Informatik bis hin zu Soft Skills und Führungskompetenzen – die digitale Transformation erfordert ein breites Spektrum an Wissen und Fähigkeiten.
* Professur für Bildungssysteme, ETH Zürich
¹ Siehe auch ODEC-Bulletin 1|2024, Seite 17
ODEC-Umfrage
Wir danken dem ODEC für die Möglichkeit, im Rahmen seiner Salärumfrage spezifische Fragen zum Thema «Digitalisierung» zu stellen. Der vorliegende Bericht basiert auf der Salärumfrage 2023.