Einblick in die Welt der Wirtschaftsinformatik

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Gemeinsam mit Stefanie Tischhauser, Schulleiterin HF an der BVS St. Gallen, und Marco Frey, Lehrgangsleiter an der kv pro AG, geben wir Einblick in den Bildungsgang der Wirtschaftsinformatiker/ innen HF. Diese Fachleute dienen als wichtige Schnittstellen zwischen dem IT-Bereich und Unternehmen und ihre hohe Flexibilität in der heutigen dynamischen Arbeitswelt wird geschätzt. Zusätzlich berichtet ODEC-Mitglied Carmen Schlegel von ihren eigenen Erfahrungen als dipl. Wirtschaftsinformatikerin HF.


Von Kay Uehlinger


Der Bildungsgang Wirtschaftsinformatik HF wird zwar den wirtschaftlichen Berufen zugeordnet, die Ausbildung fokussiert sich aber auch auf die Informatik und somit auf die technischen Berufsgruppen.

«Wirtschaftsinformatiker/innen HF verfügen über umfassende Kompetenzen in den Bereichen Betriebswirtschaftslehre und Informationstechnologie. Dies ermöglicht ihnen, komplexe geschäftliche Herausforderungen durch den Einsatz digitaler Lösungen zu bewältigen», sagt Stefanie Tischhauser. Marco Frey bestätigt das und meint: «Sie erlangen erweiterte anwendungsorientiere Kenntnisse in Projekt- und Prozessmanagement und müssen nicht nur fachlich überzeugen, sondern auch über zusätzliche hervorragende Sozialkompetenzen verfügen; Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und zukunftsorientiertes Denken.»

Vielschichtiges Einsatzgebiet

«Wirtschaftsinformatiker/innen arbeiten vorwiegend in IT-Abteilungen und unterstützen die internen und externen Kunden bei komplexen Problemstellungen. Sie kombinieren zwei eigenständige Teilbereiche der Organisation: Die Informatik und die Betriebswirtschaft», erklärt Frey. «Sie werden in verschiedenen Branchen und Unternehmen eingesetzt, darunter Banken, Versicherungen, Beratungsfirmen sowie Industrieunternehmen, und können in der IT-Abteilung, im Projektmanagement oder in der Geschäftsprozessoptimierung tätig sein», sagt Tischhauser.

Durch die fortschreitende Digitalisierung seien Unternehmen heutzutage mit der Herausforderung konfrontiert, ihre IT-Systeme und IT-Prozesse ständig diesem Wandel anzupassen. «Wirtschaftsinformatiker/innen HF unterstützen diese Veränderungen in betriebswirtschaftlicher nachvollziehbarer Art und Weise», sagt Frey. Aus der Schnittstelle zwischen Informatik und Betriebswirtschaft würden sich vielfältige Aufgabenstellungen ergeben. «Die Hauptaufgaben von Wirtschaftsinformatiker/innen HF umfassen die Analyse und Optimierung von Geschäftsprozessen, die Entwicklung und Implementierung von IT-Lösungen, die Sicherstellung der Informationssicherheit sowie die Beratung und Unterstützung der Unternehmen bei der digitalen Transformation», erklärt Tischhauser.

Unterschiede zum Bildungsgang «Informatik HF»?

«Bei der Ausbildung von Wirtschaftsinformatiker/innen HF machen betriebswirtschaftliche Themen rund die Hälfte der Lernstunden aus. Bei der Ausbildung Informatiker/in HF jedoch nur etwa fünf bis zehn Prozent», stellt Frey fest. Sie würden neben technischem auch über betriebswirtschaftliches Know-how verfügen, wie uns Tischhauser erklärt. Weiter: «Sie verstehen sowohl die Geschäftsprozesse als auch die technischen Aspekte und können die Integration beider Bereiche effektiv gestalten.»

Frey gibt ein Beispiel: «Informatiker forschen, tüfteln und programmieren, um neue technische Möglichkeiten auf den Markt zu bringen.» Diese müssten anschliessend anwenderorientiert und zu erschwinglichen Kosten auf den Markt gebracht werden. «Hier kommen Wirtschaftsinformatiker/innen ins Spiel», meint Frey. «Denn sie sind in der Lage, beide Seiten zu verstehen und können als Art Dolmetscher in einem Unternehmen angesehen werden.»

Technologischer Fortschritt fordert hohe Flexibilität

«Lebenslanges Lernen ist besonders relevant für Wirtschaftsinformatiker/innen HF aufgrund der raschen Entwicklung von Technologien», sagt Tischhauser. Um mit den neuesten Trends und Technologien Schritt halten zu können und den sich ständig ändernden Anforderungen der digitalen Wirtschaft gerecht zu werden, müssten sie kontinuierlich ihr Wissen aktualisieren und neue Fähigkeiten erwerben.

Laut Frey würden sich dadurch auch immer wieder neue Rollenbeschreibungen und berufliche Funktionen entwickeln. «Diese Dynamik widerspiegelt insbesondere die Anforderungen an die Flexibilität der Wirtschaftsinformatiker/innen HF.» Erfahrene Fachleute dieses Bereichs seien daher eine wertvolle Ressource für jedes Unternehmen.

Aus der Sicht einer Absolventin

Carmen Schlegel hat die Ausbildung zur Wirtschaftsinformatikerin HF gemacht. «Ich war schon immer äusserst IT-affin, weshalb ich mich nach Ausbildungen in diesem Bereich umschaute.» Das HF-Studium als Wirtschaftsinformatikerin hat sie damals angesprochen, da es ein sehr breites Kompetenzspektrum bot. «Es verbindet das Wissen aus den Bereichen Informatik und Betriebswirtschaft und befähigt dazu, sowohl IT-Projekte zu planen und umzusetzen als auch betriebswirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen», sagt sie und bestätigt die Aussagen unserer beiden Experten. Ausserdem verbinde es die Theorie mit der Praxis, was ihr sehr wichtig sei. «Auch die persönliche Weiterentwicklung war von unschätzbarem Wert, denn es werden auch wichtige Soft Skills vermittelt wie Teamarbeit, Kommunikation und Problemlösung.»

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Auch die hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt spielte eine wichtige Rolle, denn in der heutigen Zeit stünden einem nach erfolgreichem Studienabschluss viele Karrieremöglichkeiten offen. Sei es in verschiedenen Branchen wie Banken, Versicherungen, Handel oder auch in verschiedenen Funktionen wie IT, Projektmanagement oder Consulting.

Herausforderungen gemeistert

Die HF-Ausbildung gab ihr einen guten Überblick über alle Teilbereiche der Wirtschaftsinformatik. «Da ich mich für viele Themen nach dem Studium begeistern konnte, fiel mir die Entscheidung schwer, auf welchen Weg und in welche Richtung ich mich weiterentwickeln wollte.» So entschied sie sich schlussendlich für eine Stelle im Projektmanagement in einem Dienstleistungsunternehmen. «Ich merkte aber schnell, dass mir dies mit der Zeit zu einseitig wurde und ich eher ein Allrounder bin», erzählt sie. So konnte sie sich die hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt gleich zunutze machen. «Ich habe dank meiner Ausbildung schnell eine neue Stelle gefunden, in der ich meine entsprechenden Talente unter Beweis stellen kann.»